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In der Reede von Lorient in der kleinen Hafenstadt Port-Louis wurde 1664 die französische Ostindien-Kompagnie (Compagnie des Indes orientales) gegründet. In diesen neuen Werften entstand das Schiff „Soleil de l’Orient“ (Sonne des Ostens), kurz: L’Orient. So fand die neue Stadt ihren Namen. Der Blick auf die Zitadelle von Port-Louis, der umschlossene Hafen mit dem Tour de la Découverte und die Markthalle Gabriel erinnern an diese blühende, farbenprächtige Vergangenheit mit Seide und Gewürzen.
Der Entwicklung der Aktivitäten in Lorient folgend, wurden Häfen angelegt: ein Militärhafen und ein Handelshafen in Kergroise sowie ein Fischereihafen in Kéroman – der zweitgrößte Frankreichs. An den Kais und auf dem Fischmarkt findet jeden Morgen ein wahres Schauspiel statt, bei dem Boote, Menschen und Maschinen die Hauptrollen spielen. Glitzernd vor Frische finden sich Fisch und Meeresfrüchte direkt in den Markthallen von Merville wieder.
Kéroman wurde, wie die gesamte Stadt Lorient, von der Geschichte hart getroffen. Zwischen 1941 und 1943 errichteten die deutschen NS-Truppen hier eine U-Boot-Basis – genauer gesagt: Eine riesige Bunkeranlage, die größte Festungsanlage der Welt, die im 20. Jahrhundert gebaut wurde. Heute zeigen sich die Bunkeranlagen friedlich und mit hellen Glasfronten: Sie beherbergen ein Museum, das Unterwasserfahrzeugen und dem U-Boot „Flore“, das besichtigt werden kann, gewidmet ist. Im Ortszentrum wurde ein Luftschutzbunker geöffnet, um an die schweren Zeiten des zweiten Weltkriegs zu erinnern. In den Straßen stehen von den Bombardements verschonte Jugendstilhäuser aus den 1930er Jahren neben Nachkriegsbauten mit moderner Ästhetik.
Beeindruckend und verblüffend ist die Welt des Segelns „Cité de la Voile“, die der bretonischen Segelsport-Legende Eric Tabarly gewidmet ist. 1931 in Nantes geboren und 1998 bei einem tödlichen Unfall über Bord gegangen, revolutionierte Eric Tabarly den Bau von Yachten und Sportbooten und gewann mehrere Transatlantik-Regatten. Das interaktive Segel-Museum ist heute im größten Gebäude der ehemaligen Bunkeranlage zu Hause. Mit seinen hellen Glasfassaden ist das lichtdurchflutete Museum heute allerdings kaum noch als Bunker zu erkennen, die Architektur ist erstaunlich. Segelfans und Hobbymatrosen können hier erleben, wie es auf hoher See an Bord der Sportboote zugeht, wie schwer es ist, im Sturm die Segel zu hissen, wie man ein solches Boot lenkt und wie wild die Zeiten Eric Tabarlys waren. In der Segelwelt bekannt sind die „Pen Duick“, bretonisch für „kleiner schwarzer Kopf“, eine damals völlig neue, von Eric Tabarly entwickelte Bootsform.
In den Blocks im Meer vor der Segelwelt sind heute mehr als 90 internationale Sport-Segelteams zu Hause. Wer möchte, kann natürlich nach dem Besuch der Cité de Voile an Bord eines Katamarans durch die Bucht von Lorient cruisen und auch selbst mal das Steuer übernehmen.
Das größte Keltentreffen der Welt feiern jedes Jahr im August mehr als 4.500 internationale Musiker und Künstler gemeinsam mit 750.000 Besuchern aus aller Welt. Das Konzept ist weltweit einzigartig, der zeitgenössische Melting-Pot aller keltischer Regionen. Tausende von Musikern und Tänzern aus Schottland, Irland, Galizien, Australien und natürlich der Bretagne schaffen in über 200 Veranstaltungen ein offenes und internationales Festival der Superlative.
Tradition und Moderne tanzen hier Hand in Hand. Auch die internationalen Meisterschaften im Sackpfeife- und Harfespielen werden im Rahmen des Festivals ausgetragen. Das Festival Interceltique findet seit 1971 jedes Jahr in Lorient statt. 2019 ist die 49. Ausgabe; 2020 wird das 50. Jubiläum gefeiert.
Für erholsame Momente nach den Eindrücken der Stadt erstreckt sich die Küste bis zur Mündung der Laïta. Mit Blick auf dieses kleine Binnenmeer mutet Larmor-Plage wie die Riviera der Bretagne an. Vorbei an den Villen des Ortes führt ein Küstenspaziergang nach Westen mit der Insel Groix am Horizont. An der Küste wechseln sich Strände und Ankerplätze ab. Lomener lädt zu einer angenehmen Pause ein, bevor man nach Le Fort-Bloqué mit der Festung aus dem 18. Jahrhundert gelangt, die bei Ebbe zugänglich ist. Am Strand von Guidel versammeln sich die Surfer. Zwischen Finistère und Morbihan zeichnet sich Le Bas-Pouldu durch eine wechselnde Kulisse aus, wo bewaldete Ufer, Sandbänke und der Fluss auf die Fluten des Atlantiks treffen. Entdeckungen mit den Füßen im Wasser und der Nase im Wind!
Möchten Sie die Bucht einmal aus einer anderen Perspektive betrachten, dann stechen Sie in See. Wasserbusse verbinden Lorient, Port-Louis, Gâvres und Riantec. Diese Boote gehören zum öffentlichen Stadtbusnetz und betonen die Rolle, die das Meer für das Leben in Lorient spielt.
Lorient Bretagne Sud Tourism
Direktzüge der Deutschen Bahn von München nach Paris benötigen 5:45 Stunden, Umsteigeverbindungen von Berlin (über Köln) ca. 8 Stunden – danach dauert die Fahrt von Paris-Montparnasse bis nach Lorient ca. 3 Stunden mit dem TGV, wobei täglich 11 Verbindungen zur Verfügung stehen. Mit den Fernbussen von Isilines, Flixbus oder Ouibus erreichen Sie Lorient von verschiedenen französischen Städten aus. Mit dem Auto dauert die Fahrt nach Lorient von München ca. 14 Stunden, von Berlin rund 16 Stunden. Von Vannes erreichen Sie Lorient mautfrei über die Fernverkehrsstraße RN165.
Lorient lässt sich vom im Zentrum gelegenen Bahnhof leicht zu Fuß entdecken. Dank des Selbstbedienungs-Fahrradservices Vélo An Oriant können Sie die Stadt ab 1 Euro auf zwei Rädern erkunden. Das Busnetz von Lorient bedient die gesamte Umgebung bis hin zu den Stränden der südlichen Bretagne. Es verkehrt außerdem ein Wasserbus (Batobus) mit Verbindungen nach Locmiquélic, Larmor-Plage, Port-Louis und Gâvres. Für eine Bootsfahrt auf die bretonischen Inseln Groix, Houat, Hoëdic und Belle-Ile-en-Mer gehen Sie im Hafen von Lorient an Bord.