GR34 Wandern Küste Bretagne
©Etappe Guimaec - Saint-Samson|Kathrin Heckmann
Wandern in der Bretagne an der Küste - Erkundungstouren auf der GR®34von Fräulein Draußen
Ideen für Ihre Reiseroute

2 x 3-Tagestouren entlang des Küstenwanderwegs GR®34

Für Outdoor-Bloggerin Kathrin Heckmann alias Fräulein Draußen ist das Wandern die beste Art, die Welt zu entdecken. Hier erzählt sie von sechs Wanderetappen auf dem Zöllnerpfad, für die sie ganz unterschiedliche Regionen der Bretagne besucht hat: Die wilde, abwechslungsreiche Nordküste an der Bucht von Morlaix und bei Roscoff sowie den sanften, salzigen Süden in der Region La Baule – Guérande.

Vorschlag für
9 Tage

Auf einen Blick

Die Grande Randonnée 34 (kurz: GR34), auch als Zöllnerpfad bekannt, ist eine circa 2.000 Kilometer lange Fernwanderroute, die einmal rund um die Bretagne führt: Von der Bucht des Mont-Saint-Michel im Norden bis nach Saint-Nazaire im Süden. Und zwar nicht irgendwo entlang, sondern immer möglichst nah am Meer!

Man muss sich aber nicht direkt mehrere Monate frei nehmen und die ganze Strecke wandern, um bretonisches Fernwander-Feeling zu erleben. Auch für Tagestouren oder kürzere Mehrtagestouren ist die GR34 perfekt geeignet. Ich habe ein paar Etappen erwandert und dabei vieles von dem erlebt, was die Bretagne so besonders macht: Von den Gezeiten geprägte Küstenlandschaften, wilde Klippen, Felsenkunstwerke aus Granit, alte Geschichte, leuchtende Traumstrände und traditionsreiche Orte und Kulturlandschaften.

Achterbahn und Felsenkunst

Guimaëc – Saint Samson, 24 km

Meine heutige Etappe beginnt mit einer Herausforderung der sportlichen Art. Auf den ersten paar Kilometern ab Guimaëc in Richtung Westen gleicht der Zöllnerpfad nämlich eher einer Achterbahn: Ein kleiner, wilder Pfad pflügt dort durch einen grünen Dschungel aus Farnen und Sträuchern, über Klippen und durch Buchten, in stetigem Auf und Ab. Eindrucksvoll, aber auch ein bisschen anstrengend. Die Anstiege sind zwar nie besonders lang, dafür aber zahlreich.

Die GR34 wurden ursprünglich Ende des 18. Jahrhunderts für Zöllner angelegt, die so die Küste patrouillieren und nach Schmugglern Ausschau halten konnten. Schmuggler habe ich keine gesehen, dafür aber kleine Fischerboote, kreisende Möwen, sich sonnende Kormorane und natürlich das weite Meer, von dem man beim Wandern kaum den Blick lösen kann. Immer wieder bin ich stehen geblieben, um die Ausblicke zu genießen (und vielleicht auch ein bisschen, um den von den Anstiegen erhöhten Puls zu beruhigen).

An der türkisblau leuchtenden Bucht von Primel-Trégastel lasse ich mich für eine wohlverdiente Pause in den strahlend weißen Sand fallen. Ab hier hat die Achterbahnfahrt ein Ende, der Weg und die Landschaft ändern ihr Gesicht: Ich wandere immer wieder vorbei an großen Felsblöcken und bizarren Steinformationen. Besonders eindrucksvoll sind zum Beispiel die an der Pointe de Diben – der kleine Abstecher rund um die Landspitze hat sich definitiv gelohnt. Was für ein Kontrast zum satten, geschwungenen Grün von heute Morgen! Ich kann mich nicht entscheiden, was ich schöner finde, aber glücklicherweise muss ich das auch nicht. Denn auf dem Zöllnerpfad kann man beides haben, und noch sehr viel mehr.

Alte Steine und Algentartar

Saint Samson – Cairn von Barnenez (6 km)

Roscoff – Santec Le Dossen (14 km)

Eine Weitwanderung auf dem Zöllnerpfad ist eine richtig gute Möglichkeit, um die Natur der Bretagne zu entdecken und intensiv zu erleben. Aber auch von der weit zurückreichenden Kultur und Geschichte der Bretagne findet sich jede Menge am Rande des Fernwanderweges. Deswegen mache ich nach ein paar Kilometern entlang der morgendlich verschlafenen Küste einen Abstecher zum Cairn de Barnenez, dem größten megalithischen Mausoleum Europas. 11 Grabkammern birgt der 75 Meter lange und 28 Meter breite Cairn, der zwischen 4.500 und 3.900 v. Chr. errichtet wurde.

Nach dieser spannenden Zeitreise überspringe ich ein Stück der GR34-Wanderroute und fahre einmal rund um die Bucht von Morlaix, um zum Startpunkt meiner zweiten Teiletappe des Tages zu kommen. Neben der Zwiebel sind Algen eine Spezialität aus dem kleinen Küstenort Roscoff. Oder besser gesagt leckere Dinge, die daraus gemacht werden: Algentatar zum Beispiel! Mit frischem Baguette der perfekte Wanderproviant, den ich stilecht und mit bester Aussicht auf der Halbinsel Perharidy verzehre. Einst wurde dieser Ort zwischen den Gemeinden Roscoff und Santec aufgeteilt, um eine gerechte Verteilung des Seetangs zu gewährleisten. Heute kommen die Menschen wohl vor allem hierher, um den schönen Blick auf Roscoff und die Natur zu genießen.

Seetang habe ich auf dieser Etappe dennoch reichlich gesehen, der Ebbe sei Dank. Die fällt in der Bretagne nämlich teilweise sehr drastisch aus: Wegen der geringen Tiefe und der Stauwirkung des Ärmelkanals gibt es an der Nordküste starke Gezeiten mit Höhenunterschieden von bis zu 14 Metern. Selbst große Buchten können bei Niedrigwasser dann komplett leer sein. Und als Wanderer kann man sich so auf die Suche nach Algen, Muscheln, Krebsen und anderem Unterwassergetier machen. Tauchen in Wanderschuhen sozusagen!

Bretagne in der Nussschale

Santec Le Dossen – Dünen von Keremma (34 km)

Die Sandküste (Côte des Sables) ist ein rund 45 Kilometer langer Küstenstreifen westlich von Roscoff. Um möglichst viel von diesem Küstenabschnitt zu sehen, bin ich an diesem Tag eine besonders lange Etappe gewandert. Wer mehr Zeit für Pausen einplanen möchte, kann sie aber natürlich auch in zwei Etappen aufteilen kann, zum Beispiel durch eine Übernachtung in Cléder am Plage des Amiets.

Und das ist nicht nur irgendein Strand, sondern zweifelsohne einer der schönsten der ganzen Bretagne. Eine weitläufige, weiße Sandfläche, dahinter türkisblau leuchtendes Meer, lediglich hier und da unterbrochen von großen Granitfelsen. Ein wahrlich faszinierender Anblick, den man vom etwas erhöht verlaufenden Zöllnerpfad ganz besonders gut genießen kann.

Doch das war längst nicht die einzige großartige Aus- und Ansicht des Tages! Egal ob die beschaulichen, von den Gezeiten geprägten Küstenlandschaften oder die eindrucksvollen Felsformation: Die Sandküste vereint ziemlich viele der wunderbaren Dinge, die die Bretagne zu bieten hat. Und mit den Dünen von Keremma gibt es hier auch den größten Dünengürtel der Bretagne. Ein Paradies für Vögel und Pflanzen (und naturverliebte Wanderer).

Zu Besuch beim Salzbauern

Saint-Molf – Piriac-sur-Mer (22 km)

Nach drei wunderschönen Tagen an der Nordküste war es an der Zeit, die Seiten zu wechseln und noch ein paar weitere Facetten des Zöllnerpfads zu erleben. Deswegen ging es von Morlaix aus mit dem Zug nach La Baule im äußersten Südosten der Bretagne.

Die weiß-roten Markierungen der GR34 empfangen mich wie alte Bekannte, als ich mich in Saint-Molf auf den Weg mache. Hier findet man viele der für diese Region typischen, reetgedeckten Häuser. Nach 10 Kilometern „Warm-Up“ durch das Hinterland erreiche ich die Salorge du Rostu, wo Nicolas Arnould schon auf mich wartet. Nicolas ist einer der (wenigen) Salzbauern der Guérande. Er und seine Kollegen und Kolleginnen ernten nicht irgendein Salz, sondern das berühmteste der Bretagne! Zwei Stunden lang führt er mich durch das Labyrinth aus Salinen und Wasserbecken, erklärt mir seine Arbeit und die Besonderheiten der Landschaft. Angefangen bei den Säbelschnäblern, wunderschönen Vögeln, die die flachen Wasserbecken für sich entdeckt haben und ihre Eier direkt auf die Lehmumrandungen legen.

Es ist Anfang Juli, und damit Hochsaison für die Paludiers (so nennt man die Salzbauern) der Guérande. Im Sommer verdunstet das Meerwasser, welches langsam und genau reguliert durch die Salzbecken fließt, bis der Salzgehalt im Wasser so hoch ist, dass das Salz kristallisiert und geerntet werden kann. Besonders begehrt ist die oberste, feine Schicht, das Fleur de Sel.

Nach dem spannenden Besuch bei Nicolas führt mich mein Weg weiter immer entlang der Küste bis nach Piriac-sur-Mer mit seinen alten Kopfsteinpflastergassen und mit Blumen geschmückten Wohnhäusern.

Sand und Salinen

Piriac-sur-Mer – Le Pouliguen (21 km)

Auch mein nächster Wandertag steht ganz im Zeichen der Salinen der Guérande. Mehr als 2.000 Hektar umfasst der Lehmboden in dieser Region, der das Fundament für das Open-Air-Mosaik aus Salzbecken bildet. Und damit eine einzigartige Landschaft aus Formen und Farben, die besonders in den frühen Morgen- und späten Abendstunden zu leuchten beginnen. Guérande selbst streift die Route der GR34 nur am Rande. Das Städtchen liegt gut eingebettet zwischen den Salzgärten auf der einen Seite und den Sumpflandschaften des regionalen Naturparks La Grande Brière (der übrigens ebenfalls ein lohnendes Wandergebiet ist).

Für einen Besuch des historischen Stadtkerns ist aber nur ein kleiner Umweg nötig, den man auf jeden Fall mit einplanen sollte. 1.300 Meter lang ist die Stadtmauer von Guérande, deren Fundament bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht und die eine der wenigen in Frankreich ist, die komplett erhalten blieb. Ein Stück der Mauer kann man sogar begehen, anschließend durch die kleinen Kopfsteinpflastergassen mit lokalen Geschäften und Cafés schlendern und das Herz der Altstadt, die imposante Stiftskirche Saint-Aubin, besuchen.

Wilde Wellen

Le Pouliguen – La Baule via Batz-sur-Mer (18 km)

Es nieselt, als ich am Yachthafen von Le Pouliguen starte. Eher ungewöhnlich im sonnenverwöhnten Süden der Bretagne, wo es zumindest im Sommer vergleichsweise wenig regnet. Nicht zuletzt deswegen ist die Gegend von La Baule und Guérande ein beliebtes Ziel für Strandurlauber und Wassersportler. Aber auch Wandern lässt es sich hier gut! Egal bei welchem Wetter.

Zum Beispiel an der Côte Sauvage, der „wilden Küste“ der Halbinsel westlich von La Baule. Rund 14 Kilometer außergewöhnliche Landschaft, geformt durch den Atlantik. Auf der einen Seite die tosenden Wellen und die zerklüftete Küste mit ihren Felsen, Grotten und Sandbuchten. Auf der anderen Seite die Unterkünfte der Urlauber und kleine, charmante Küstenstädtchen wie Le Croisic und Batz-sur-Mer.

Bald lässt der Nieselregen nach, die Sonne schiebt sich durch die Wolken und das Küstenwanderglück ist wieder perfekt. Die GR34 schlängelt sich entlang der Felsen und über die Strände, Strandcafés laden zu ausgedehnten Kaffeepausen ein. Nach einem Abstecher in die Innenstadt von Batz-sur-Mer mit ihrer markanten Kirche im bretonisch-gotischen Stil führt mich mein Weg durchs Inland der Halbinsel. Über Straßen, Feldwege und Pfade wandere ich zurück zu meinem Ausgangspunkt – und damit leider auch dem Ende meiner Reise auf dem Zöllnerpfad. 134 Kilometer bin ich in den vergangenen sechs Tagen gewandert. Eine ganze Menge, und doch nur ein kleiner Teil der GR34. Ich hoffe, ich werde irgendwann nochmal mehr davon erwandern.

Tipps für Ihre Unterkünfte

Etappe 1 – 3 an der Nordküste

Im kleinen Küstenörtchen Guimaëc liegt die Pension L’Escale de Trobodec perfekt, um hier am nächsten Morgen Etappe 1 zu starten. Nach 24 km haben Sie Ihr erstes Etappenziel erreicht: Samson. Die Maison de Kerdiès ist eine gemütliche Unterkunft mit eigenem Restaurant. Von hier sind es am nächsten Tag nur 6 km bis zum Cairn de Barnenez.  Sie können der GR34 immer weiter folgen oder – wie oben beschrieben – über Morlaix einen Hüpfer nach Roscoff machen, um von dort die Sandküste zu erkunden.

Von Roscoff führt Etappe 2 über 14 km bis Santec Le Dossen ins Wander-Gîte Les Quatre Vents. Etappe 3 führt danach auf 33 km – natürlich können Sie diese auch teilen – bis in die Dünen von Keremma. Der Campingplatz Odé-Vras ist perfekt für Wandernde, da er direkt an den Dünen liegt und hier Zelte für eine Nacht ausgeliehen werden können.

Etappe 4 – 6 an der Südküste

Beginnen Sie diese Etappe in der Nähe der Salorges de Rostu, wo Sie den deutschsprachigen Salzbauer Nicolas Arnaud treffen können. Er und seine Frau bieten ebenfalls Gästezimmer an. Ihre Etappe (4) führt Sie über 12 km bis ins Hôtel de la Plage in Piriac-sur-Mer. Von hier aus geht es am nächsten Tag quer durch die Salzfelder (5) bis Le Pouliguen an der Côte Sauvage der Halbinsel von Guérande. Übernachten können Sie im charmanten Hôtel Casa Cosy. Ihre letzte Etappe (6) bringt Sie entlang der Bucht bis La Baule. Das Hôtel des Dunes ist der Abschluss Ihrer Tour. Von La Baule gibt es direkte TGV-Verbindungen nach Paris.

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Über Fräulein Draußen

Kathrin Heckmann ist Autorin und Chef-Abenteurerin des Outdoor-Reiseblogs Fräulein Draußen. Dort berichtet sie seit 2013 über ihre Abenteuer und Erlebnisse in und mit der Natur. Draußen sein, frei sein, glücklich sein, ist das, was ihr wirklich wichtig ist. Und das sucht und findet sie auf einer mehrmonatigen Wanderung in der Ferne genauso wie bei einem kleinen Ausflug in heimatlichen Gefilden. Mehr Eindrücke von ihren Erkundungstouren in der Bretagne findet man in ihren Story Highlights auf Instagram.

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