Achterbahn und Felsenkunst
Guimaëc – Saint Samson, 24 km
Meine heutige Etappe beginnt mit einer Herausforderung der sportlichen Art. Auf den ersten paar Kilometern ab Guimaëc in Richtung Westen gleicht der Zöllnerpfad nämlich eher einer Achterbahn: Ein kleiner, wilder Pfad pflügt dort durch einen grünen Dschungel aus Farnen und Sträuchern, über Klippen und durch Buchten, in stetigem Auf und Ab. Eindrucksvoll, aber auch ein bisschen anstrengend. Die Anstiege sind zwar nie besonders lang, dafür aber zahlreich.
Die GR34 wurden ursprünglich Ende des 18. Jahrhunderts für Zöllner angelegt, die so die Küste patrouillieren und nach Schmugglern Ausschau halten konnten. Schmuggler habe ich keine gesehen, dafür aber kleine Fischerboote, kreisende Möwen, sich sonnende Kormorane und natürlich das weite Meer, von dem man beim Wandern kaum den Blick lösen kann. Immer wieder bin ich stehen geblieben, um die Ausblicke zu genießen (und vielleicht auch ein bisschen, um den von den Anstiegen erhöhten Puls zu beruhigen).
An der türkisblau leuchtenden Bucht von Primel-Trégastel lasse ich mich für eine wohlverdiente Pause in den strahlend weißen Sand fallen. Ab hier hat die Achterbahnfahrt ein Ende, der Weg und die Landschaft ändern ihr Gesicht: Ich wandere immer wieder vorbei an großen Felsblöcken und bizarren Steinformationen. Besonders eindrucksvoll sind zum Beispiel die an der Pointe de Diben – der kleine Abstecher rund um die Landspitze hat sich definitiv gelohnt. Was für ein Kontrast zum satten, geschwungenen Grün von heute Morgen! Ich kann mich nicht entscheiden, was ich schöner finde, aber glücklicherweise muss ich das auch nicht. Denn auf dem Zöllnerpfad kann man beides haben, und noch sehr viel mehr.